Moderation als Schlüsselrolle bei improvisationsbasierten Cyber-Krisenübungen

Die Verbindung von Improvisationstheater und Cyber-Krisenübung lebt von ihrer Unvorhersehbarkeit. Das macht eine kompetente Moderation unabdingbar. Die Moderation fungiert als Spielleitung, die den Ablauf der Übung strukturiert steuert und zugleich flexibel hält. Einerseits sorgt sie für einen roten Faden und einen klaren zeitlichen Ablauf, andererseits integriert sie spontan neue Wendungen, um den Übungsverlauf dynamisch zu gestalten. Insbesondere bei „Disconnected Unexpected” bedeutet das: Vorschläge des Publikums werden von einem Moderationsteam gesichtet, gefiltert und passend in die Lage eingebunden, ohne das Notfallteam zu überfordern. Wie ein Ensemble im Improvisationstheater auf Publikumszurufe reagiert, greift das Übungsteam unvorhergesehene Ereigniseinwürfe auf und baut sie kreativ in die Storyline ein. Die Moderation ist hier der Drahtzieher im Hintergrund, der diese Inputs sinnvoll verknüpft, sodass aus der spontanen Ideenflut ein lehrreiches, konsistentes Szenario entsteht.

Dabei ist auch die Aufgabenteilung wichtig: Die dedizierte Chat-Moderation betreut die Community-Kanäle auf YouTube, Twitch und Discord, während sich die eigentliche Session-Moderation voll auf die inhaltliche Steuerung konzentrieren kann. So behalten die Moderatoren jederzeit den Überblick über die Lage im Szenario und die Reaktionen des Notfallteams. Sie achtet darauf, dass das Team trotz steigender Komplexität handlungsfähig bleibt und nicht im Chaos versinkt. Durch gezielte Impulse – wie das Einspielen einer überraschenden Wendung – testet die Moderation die Flexibilität der Gruppe und sorgt dafür, dass die Übung realistisch und spannend bleibt. Kurz: Die Moderation ist das Bindeglied zwischen dem kreativen Improvisationsanteil und den ernsten Lernzielen der Cyberübung. Ohne sie würde das Experiment schnell aus dem Ruder laufen oder an Tiefe verlieren.

Erfahrung aus echten Vorfällen: Warum Fachwissen der Moderation zählt

Cyber-Krisenübungen profitieren enorm von einer Moderation aus der Praxis. Disconnected Unexpected setzt daher auf eine Moderation mit fundierter Erfahrung in der Bewältigung von IT-Sicherheitsvorfällen. Diese Erfahrung ist Gold wert, denn sie stellt sicher, dass die Übung authentisch und praxisnah bleibt. Eine erfahrene Leitung kann ein realistisches Angriffsszenario entwickeln und den simulierten Einsatz so leiten, dass das IT-Team auf Kurs bleibt und die Übungsziele erreicht werden. Dank der Kenntnis realer Angriffsmuster weiß eine entsprechende Moderation, welche Trigger und Schwierigkeiten typischerweise auftreten, und kann die vorgeschlagenen Community-Ereignisse fachkundig bewerten. Welcher Hinweis klingt plausibel? Welche Entwicklung wäre in einem echten Incident denkbar, welche überzogen? So fungiert die Moderation als Qualitätsfilter für die improvisierten Inputs.

Zugleich ermöglicht das Fachwissen der Moderatoren, die Übungsteilnehmer gezielt zum kritischen Nachdenken anzuregen. Moderatoren mit Incident-Erfahrung stellen bohrende Fragen („Wie informiert ihr jetzt die Geschäftsführung darüber?“) oder werfen unerwartete Probleme auf („Der Mailserver ist plötzlich offline.“), um blinde Flecken aufzudecken. Ihre Kompetenz verleiht den Teilnehmern Vertrauen. Das Team kann sich im geschützten Rahmen der Übung ausprobieren, in dem Wissen, dass ein Profi für einen sinnvollen Verlauf sorgt. Sollte die Gruppe ins Stocken geraten, erkennt eine erfahrene Moderation dies sofort und kann mit einem geeigneten Impuls gegensteuern, beispielsweise durch einen hilfreichen Hinweis, eine neue Informationslage oder indem sie eine der Rollen im Szenario selbst kurz übernimmt. Insgesamt steigert die Expertise der Moderation die Lernwirkung der Übung: Die Situationen fühlen sich „echt” an, sodass die Teilnehmer die Erkenntnisse ernster nehmen.

Moderation als Motor für Sensibilisierung und Resilienz

Eines der Hauptziele von „Disconnected Unexpected” ist es, die Teilnehmenden für Cybergefahren zu sensibilisieren. Durch die gelenkte Konfrontation mit einem abwechslungsreichen Angriffszenario erleben die Teilnehmenden am eigenen Leib, wie schnell sich ein kleiner Vorfall zur Krise ausweiten kann. Die Moderation trägt hierzu bei, indem sie die Konsequenzen von Entscheidungen oder Unterlassungen sichtbar macht. Beispielsweise kann der Moderator nach einer Phase der Untätigkeit „verschärfend“ einstreuen, dass der Angreifer nun beginnt, erbeutete Daten zu veröffentlichen – ein Signal an das Team, dass Zögern Risiken birgt. Solche Aha-Momente schärfen das Bewusstsein und machen die Mitarbeitenden im Ernstfall nicht mehr zum „schwächsten Glied“ der Sicherheitskette, sondern zu einem informierten Teil der ersten Verteidigungslinie.

Gleichzeitig fördert die Moderation die Resilienz der Organisation, indem sie ein resilienzförderndes Lernumfeld schafft. Die Übungen sind bewusst anspruchsvoll, aber durch die Moderation so gestaltet, dass das Team sie bewältigen kann – nach dem Prinzip „Challenge by Choice”. Das Improvisationselement verlangt den Teilnehmern ein hohes Maß an spontaner Anpassungsfähigkeit ab. Hier zeigt sich der große Mehrwert der Theatermethodik: Die in Improvisations-Ensembles bewährten Grundsätze – etwa flexibel auf unbekannte Vorgaben zu reagieren und gemeinsam lösungsorientiert zu agieren – werden auf den Krisenstab übertragen. Die Moderation sorgt dafür, dass diese Prinzipien während der Übung gelebt werden. So lernen die Teams im geschützten Raum, mit unerwarteten Entwicklungen umzugehen, ohne den Kopf zu verlieren. Jeder bewältigte Improvisations-Schock im Szenario stärkt die Fähigkeit, auch realen Überraschungen widerstandsfähig entgegenzutreten. Studien zur angewandten Improvisation zeigen, dass ein solches Training die Angst vor dem Ungewissen mindert und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit ermöglicht. Wenn das Team also in der Übung trotz des plötzlichen Einsetzens des Unbekannten handlungsfähig bleibt, ist das ein großer Schritt hin zu mehr Krisenresilienz im echten Leben.

Perspektivwechsel ermöglichen: Alle an einen (virtuellen) Tisch bringen

Ein weiterer wichtiger Aspekt moderierter Cyberübungen ist der Perspektivwechsel. In echten Sicherheitsvorfällen prallen oft verschiedene Sichtweisen aufeinander, beispielsweise aus den Bereichen IT, Management, PR, Datenschutz und Strafverfolgung. Dies führt nicht selten zu Missverständnissen und Kommunikationslücken. Die Moderation bei Disconnected Unexpected adressiert dieses Problem gezielt. Einerseits werden die Teilnehmer dazu ermutigt, in ihrer gewohnten Rolle zu agieren, andererseits sollen sie auch über den Tellerrand hinausblicken. Oft besteht das Notfallteam in der Übung interdisziplinär aus Technikern, Kommunikationsverantwortlichen und Führungskräften oder es wird ein Krisenstab parallel zum IT-Einsatzteam simuliert. Die Moderation leitet die Übung so, dass die Zusammenarbeit zwischen diesen Rollen gefordert ist: Der Krisenstab muss Entscheidungen treffen und Informationen einholen, während das technische Team Vorarbeit leistet – beide Seiten sind gezwungen, sich gegenseitig zu informieren und die jeweiligen Anforderungen zu verstehen. Dadurch entsteht im Kleinen das, was im Ernstfall so entscheidend ist: Verständnis für die jeweils andere Perspektive. Wie wichtig dieses Hineinversetzen in die Lage des Gegenübers ist, betont auch die Krisenkommunikations-Lehre: „Perspektivwechsel, das Sich-in-andere-Hineinversetzen, gehört zu den Kernkompetenzen in Krisen.“ .

Handlungssicherheit und Kommunikation: Sprachlosigkeit abbauen

Übungen wie „Disconnected Unexpected” sollen den Teilnehmenden letztlich Handlungssicherheit geben, damit sie in einer echten Cyberkrise schnell und sicher agieren können. Gute Moderation ist hierfür der entscheidende Faktor. Während der Simulation lenkt sie die Gruppe nicht nur durch die Krise, sondern lässt die Mitglieder die notwendigen Schritte auch aktiv erarbeiten. Dabei wird auch die Kommunikation im Team und nach außen trainiert. Die Moderation stellt sicher, dass alle zu Wort kommen und wichtige Informationen ausgetauscht werden. So mancher IT-Spezialist erlebt vielleicht zum ersten Mal, wie es ist, unter dem Druck der Geschäftsführung eine Entscheidung begründen zu müssen – in der Übung kann er dies ausprobieren und erhält Feedback, wodurch ihm in der Realität die Sprachlosigkeit genommen wird. Durch moderierte Nachfragen („Möchte jemand der Einsatzleitung das erläutern?“) oder Einschübe („Welche Information geben wir jetzt an die Belegschaft heraus?“) werden die Teilnehmenden quasi dazu gezwungen, laut zu denken und klare Ansagen zu formulieren. Diese aktive Kommunikationsübung im sicheren Raum hilft dabei, Hemmungen abzubauen und Dinge beim Namen zu nennen.

Nach der eigentlichen Session führt die Moderation ein Debriefing durch. In diesem wird offen über Fehler, Eindrücke und Erkenntnisse gesprochen. Hier zeigt sich ein großer Effekt: Was vorher vielleicht nur schwer in Worte zu fassen war, wird nun gemeinsam reflektiert. Die Moderation achtet auf eine konstruktive Atmosphäre, in der es keine echten Versäumnisse, sondern nur Lernchancen gibt. Durch dieses Ritual wird eine offene Fehlerkultur gefördert und den Beteiligten wird die Angst vor Blamage oder Schuldzuweisungen genommen – ein wichtiger Schritt, um Sprachlosigkeit in Krisen abzubauen. Mit jeder Übung wächst das Vertrauen der Teams in die eigenen Fähigkeiten und in die interne Kommunikation. Tatsächlich haben gut eingeübte IT-Teams nachweislich mehr Vertrauen in ihre Fähigkeiten, reagieren schneller und kommunizieren besser in realen Vorfällen. Die Teilnehmenden von „Disconnected Unexpected” erleben durch die Moderation, dass sie selbst unter unerwartetem Druck handlungsfähig bleiben und gemeinsam Lösungen finden können. Dieses Erleben generiert Handlungssicherheit: Wer eine simulierte Ransomware-Nacht gemeistert (oder beobachtet) hat, geht mit deutlich mehr Ruhe und Klarheit in eine tatsächliche Krisensituation.

Fazit

In improvisationsbasierten Cyberübungen spielt die Moderation eine unverzichtbare Rolle. Sie ist Regisseur, Taktgeber, Mentor und Puffer in einer Person. Dank erfahrener Moderation bleiben die Szenarien strukturiert und realistisch, ohne an Kreativität und Spannung einzubüßen. Für das Projekt „Disconnected Unexpected” bedeutet dies, dass die ambitionierten Ziele – von der Sensibilisierung der Teilnehmenden über den Aufbau von Resilienz bis hin zum Einüben von angstfreier Kommunikation – erreicht werden können. Die Moderation sorgt dafür, dass alle Zielgruppen ihren Mehrwert aus dem Format ziehen. Das Notfallteam lernt im geschützten Raum effektiv zu handeln, die Führungsebene erhält wertvolle Einblicke und entwickelt Verständnis für die Dynamik von Cyberkrisen und die zuschauende Community wird inspiriert, sich aktiv mit IT-Sicherheit auseinanderzusetzen. Moderation ist somit weit mehr als nur „Begleitung“ – sie ist der Ermöglicher und Motor, der aus „Disconnected Unexpected“ ein wirkungsvolles Erlebnislernen macht, das langfristig zu mehr Sicherheit und Miteinander in der digitalen Krisenvorsorge führt.

Stellen Sie sich einem Szenario und melden Sie Ihr Team jetzt an.

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